29. März 2019
Prüfungstag

Anfang Januar war es also so weit, das erste Semester an der Uni war absolviert und die Praxisphase stand vor der Tür. Genau richtig zur „busy season“, wie die Hochsaison der Wirtschaftsprüfung, welche sich vom Dezember bis zum April erstreckt, liebevoll genannt wird. In diesem Zeitraum gilt es,  Inventuren zu begleiten, die Prüfungen der Jahresabschlussberichte vorzubereiten und letztendlich durchzuführen.

Zu Beginn der Praxisphase hatte ich ehrlich gesagt keinen blassen Schimmer davon, was auf mich zukommen würde und wie der Tag bzw. die Arbeit eines Wirtschaftsprüfers eigentlich aussieht. Das sollte sich aber schnell ändern. Gleich in der zweiten Woche konnte ich mit auf Prüfung zum Mandanten.

Das Wochenende davor war nicht so ruhig, wie ich es mir erhofft hatte. Was ziehst du an? Was darfst du überhaupt anziehen? Was musst du alles mitnehmen? Wie verhältst du dich im Gespräch mit Mandanten? Wie arbeitest du vor Ort? Wo arbeitest du? Fragen über Fragen, die sich auftaten. Mein Chef und meine Teamkollegen konnten mir aber alle Fragen beantworten und haben mir dadurch die Unsicherheit größtenteils genommen.

Am Montag trafen wir uns um kurz nach 7:00 Uhr an der Haltestelle Wartenau, von der aus wir als Fahrgemeinschaft zum Mandanten gefahren sind. Als wir dann den Mandanten begrüßt haben, habe ich festgestellt, dass das Verhältnis aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit sehr locker und entspannt ist. Wir wurden anschließend zu dem für uns vorbereiteten Raum gebracht, wo die Unterlagen der Buchhaltung für uns bereitlagen. Schließlich haben wir unsere Laptops und sonstiges Equipment aufgebaut, um mit der Prüfung starten zu können.

Mir wurden einzelne Posten der Bilanz zugewiesen, welche ich prüfen sollte, und anschließend ausführlich erklärt, wie hierbei vorzugehen sei. Es war am Anfang etwas ungewohnt und doch mehr Dokumentation des Vorgehens, als ich gedacht hätte, aber von Posten zu Posten fiel es einfacher und die Zeit verging wie im Flug. Meine Befürchtung, aufgrund mangelnden Wissens nicht sehr hilfreich sein zu können, hat sich nicht bestätigt, dank der Unterstützung meiner hilfsbereiten und sehr freundlichen Kollegen. Diese haben mir bei jeder Frage geholfen und sich die Zeit genommen, mir bestimmte Zusammenhänge zu erklären.

Hier konnte ich tatsächlich und glücklicherweise das Wissen aus dem ersten Semester des Moduls Buchführung und Bilanzierung anwenden. Das Aufpassen in der Uni sollte sich also gelohnt haben. Von Tag zu Tag ging die Arbeit besser und routinierter, sodass auch schwierigere Prüffelder hinzukommen konnten.

Nach einer entspannten Mittagspause und einem Stopp beim Bäcker ging es dann wieder an die Arbeit. Gegen 18:00 Uhr haben wir schließlich nach einem langen Tag endlich unsere Sachen zusammengepackt und uns noch vom Mandanten verabschiedet, bevor es in Richtung Heimat ging. Bis wir dann wieder in Wartenau waren, war es schon kurz vor 19:00 Uhr aufgrund der kleinen Stauanfälligkeit, unter der Hamburg leidet. Als ich eine Dreiviertelstunde später zu Hause in die Tür fiel, merkte ich, wie anstrengend und lang der Tag doch gewesen war. Da am nächsten Tag wieder um kurz nach 5:00 Uhr der Wecker klingeln sollte, habe ich mich auch beeilt, ins Bett zu kommen. So blieb nicht mehr viel vom Tag übrig.

Zwar ist ein Tag in der Außenprüfung sehr lang und auch anstrengend, aber ich muss gestehen, dass es mir echt Spaß gemacht hat. Es ist eine schöne Abwechslung zum klassischen „nine to five“ Büroalltag und die Zeit vor Ort vergeht wie im Flug bei der konzentrierten Arbeit und der angenehmen, lockeren und lustigen Atmosphäre.

Ich freue mich schon auf die nächste Praxisphase und mehr auswärtige Prüfungen.

Hoffentlich habt ihr jetzt einen etwas besseren Einblick in den Prüfungsalltag bekommen. Vielleicht ist es ja auch etwas für euch?

Lea Schleiff